Gender in Deutschland

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Diese Ausarbeitung ist kein Garant auf Vollständigkeit. Zudem sind die als Begriffe Schwarz und Weiß als soziopolitisch zu verstehen und deshalb im Text großgeschrieben.

Gender equality in Deutschland noch nicht erreicht

Nach dem Gleichstellungsindex des „European Institute for Gender Equality“ ist die Geschlechtergleichstellung in den EU-Ländern insgesamt zwischen 2005 und 2019 auf einer Skala von 1 bis 100 lediglich um 5,4 Punkte auf nun 68 Punkte gestiegen. Die Gleichstellung in Deutschland wurde auf dieser Skala um 6,9 Punkte auf nun 68,6 Punkte erhöht.

Dritte Geschlechtsoption

Deutschland gehört zu den wenigen Ländern in der Welt, die neben „weiblich“ und „männlich“ auch die Geschlechtsoption „divers“ anerkennen. Im Ausweis steht dann nicht m oder w, sondern x.  Rechtlich ungeklärt bleibt jedoch noch, ob sich die Option unabhängig von biologischen Gegebenheiten auf eine nichtbinäre Geschlechtsidentität beziehen kann. Menschen, die sich als nicht-binär identifizieren, werden also noch nicht ausreichend berücksichtigt.

Mädchen und Frauen sind gut ausgebildet

Auch wenn die Gleichstellung der Geschlechter bei weitem nicht erreicht ist, so sind zumindest die Benachteiligungen nach dem Geschlecht weniger eindeutig als vor 20 Jahren. Von der allgemeinen Bildungsexpansion in Deutschland konnten Mädchen und Frauen in den vergangenen zwei Jahrzehnten profitieren. 57 % von ihnen absolviert heute das Abitur und sind damit zum Studium berechtigt. Der Anteil liegt rund drei Prozentpunkte höher als bei den gleichaltrigen Jungen und Männern. Mädchen verlassen seit Jahren weniger häufig die Schule ohne Abschluss als Jungen.

Gender Pay Gap

Trotz einer guten Ausbildung liegt der durchschnittliche Bruttostundenlohn der Arbeitnehmerinnen in Deutschland 18 Prozent unter dem von Männern. Die Unterschiede lassen sich teilweise durch die vermehrte Teilzeitbeschäftigung von Frauen oder die unterschiedliche Verteilung auf Branchen und Berufe erklären. Es gibt jedoch auch den bereinigten Gender Pay Gap von sechs Prozent.

Generell ist der Gender Pay Gap in den alten Bundesländern deutlich größer als in den neuen Bundesländern. In Ostdeutschland fiel der unbereinigte Gender Pay Gap mit sechs Prozent deutlich geringer aus als in Westdeutschland mit 19 Prozent. Die regionalen Unterschiede lassen sich unter anderem mit der Rolle der Frau in der ehemaligen DDR erklären. Erwerbstätigkeit von Frauen und Müttern gehörte in der DDR im Gegensatz zur damaligen BRD zur Norm.

Frauen leisten mehr Sorgearbeit

Sorgearbeit oder auch Care-Arbeit umschreibt gesellschaftlich notwendige Arbeit, wie das Aufziehen und Betreuen von Kindern oder das Pflegen von älteren oder kranken Personen. Sorgearbeit erfährt in Deutschland oft wenig Anerkennung und wird nach wie vor überwiegend von Frauen verrichtet. Nach dem Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung üben Frauen gut 50 Prozent mehr unbezahlte Care-Arbeit aus als Männer. Im Durchschnitt sind das täglich 87 Minuten mehr, die Frauen beispielsweise für den Haushalt aufbringen.

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Intersektionalität

Häufig wird die Ungleichheit verstärkt durch die Verschränkung mit weiteren Kategorien und Zuschreibungen, wie sozialer Klasse, Herkunft, Ethnizität, Alter oder Glaube. Wenn sich verschiedene soziale Kategorien wechselseitig beeinflussen, spricht man von „Intersektionalität“. So sind beispielsweise Schwarze Frauen stärker von Ungleichheiten betroffen als Weiße Frauen.

Außerdem wird vermutet, dass Frauen mit Migrationshintergrund besonders armutsgefährdet sind. In Deutschland sind Frauen allgemein armutsgefährdeter als Männer. Personen mit Migrationshintergrund sind mehr als doppelt so häufig von Armut betroffen. Die Verschränkung der Kategorie Geschlecht mit anderen relevanten Strukturkategorien wurde bisher jedoch kaum erforscht.

Rückschritte

Es gibt leider politische und gesellschaftliche Kräfte in Deutschland, die die Gleichstellung der Geschlechter als problematisch betrachten. Antifeminist*innen, Vertreter*innen der extremen Rechten, der AfD und der Pegida, Männerrechtsgruppen ebenso wie Ultrareligiöse wollen die Entwicklungen der vergangenen Jahre rückgängig machen. Politiker*innen und Aktivist*innen sehen sich teilweise massiven Anfeindungen ausgesetzt. Rechtspopulistische Parteien, die sich klar von Gleichstellungszielen distanzieren, gewinnen an Zulauf.

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